Eliteschulen des Sports
Eliteschüler des Sports auf Erfolgskurs: Pierre Ederer auf dem Weg zu den Olympischen Spielen
Viele Olympiachampions haben eine Eliteschule des Sports besucht. Judoka Pierre Ederer gehört dazu. Als Eliteschüler des Sports und Mitglied des Nationalkaders des Deutschen Judo-Bunds (DJB) trainiert der Nachwuchssportler aktuell für sein wohl größtes Ziel: die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles.
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Pierre Ederer war 14 Jahre alt, als er 2017 zum ersten Mal zu einer Judomeisterschaft fuhr. „Ich wollte das einfach mal ausprobieren“, erinnert er sich. Auf dem Rückweg war er nicht nur um einige Erfahrungen reicher, sondern hatte völlig unerwartet den Titel in der Tasche: Nordbadischer Meister U15.
Noch überraschender ist dieser Erfolg, wenn man weiß, dass der Teenager zu diesem Zeitpunkt erst ein Jahr Judo praktizierte. „In meinem Heimatort wird traditionell Handball gespielt“, berichtet er. „Mit 13 Jahren hatte ich Lust auf etwas Neues und fand Judo irgendwie cool.“ Bis zu jenem ersten Wettkampf trainierte er, nach eigenen Angaben, „ganz normal“, sprich: ein- bis zweimal wöchentlich und ohne jeden Leistungsgedanken.
Einstieg in den Leistungssport
Das änderte sich mit dem Meistertitel schlagartig. Die Olympiastützpunkte in Heidelberg und Stuttgart meldeten Interesse an. Plötzlich waren Pierre Ederers Nachmittage verplant. Zweimal pro Woche fuhren ihn seiner Eltern zum Training von Tauberbischofsheim nach Heidelberg, dreimal nach Stuttgart. „Ich habe damals viele Stunden auf der Autobahn verbracht“, erinnert er sich. Mit 16 Jahren wechselte er dann auf ein Sportinternat nach Heidelberg und ein Jahr später nach Stuttgart – für ihn der entscheidende Schritt zum Profisportler.
Die Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule, die zum Verband der Stuttgarter Eliteschulen des Sports zählt, bot ihm ausgezeichnete Bedingungen, um Training und Schule zu verbinden. Zum Beispiel durch einen trainingsfreundlichen Stundenplan, sprich: keine Hohlstunden, wenig Nachmittagsunterricht und zweimal die Woche zwei Freistunden am Morgen zum Trainieren. Rückblickend schätzt der heute 20-Jährige vor allem, dass seine Lehrerinnen und Lehrer ihm immer wieder Extrastunden zum Nachholen des Lernstoffs anboten und ihn bei Fehlzeiten mit individuell zusammengestellten Lernmaterialien versorgten. „Es gab sogar Lehrer, die abends noch ins Internat kamen oder mir aus dem Urlaub Unterrichtsblätter schickten“, erzählt er.
Eliteschulen des Sports als Talentschmiede
Die sportlichen Erfolge blieben nicht aus. Das vergangene Jahr war besonders erfolgreich: Pierre Ederer absolvierte sein Abitur und sicherte sich wenige Wochen später den 1. Platz beim Berlin Junior European Cup 2024. Inzwischen ist er Sportsoldat bei der Bundeswehr. Zeitgleich hat an der Hochschule für Technik (HfT) in Stuttgart ein Studium in Wirtschaftspsychologie begonnen. Sein größtes Ziel: Er trainiert für die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles. Die erste Hürde ist bereits genommen: Der Deutsche Judo-Bund hat ihn im Januar 2025 in den Nationalkader aufgenommen.
Mit 13 Jahren reizte ihn das Kämpferische am Judo, heute schätzt Pierre Ederer vor allem die tieferen Werte, die in diesem Sport angelegt sind: „Vor und nach dem Kampf verneigen sich Judokas voreinander“, erklärt er. „Es ist ein Ausdruck des gegenseitigen Respekts.“ Das gefällt ihm. Judo steht für ihn zudem für Durchhaltevermögen, Disziplin und Aufrichtigkeit. „Die Gegnerschaft endet außerhalb der Matte“, fährt er fort. Mit vielen Matten-Gegnern ist er gut befreundet.
Vieles, was er im Sport erfahren hat, lässt sich für ihn auch auf das Leben übertragen: „Wenn man auf etwas Neues Lust hat, sollte man es ausprobieren. Nur weil man etwas anderes schon jahrelang macht, heißt das nicht, dass man für immer dabeibleiben muss“, rät der 20-Jährige mit Blick auf seinen relativ späten Wechsel vom Handball zum Judo. Dazu passt eine zweite, geradezu philosophisch anmutende Parallele: „Als allererstes lernt man im Judo das Fallen“, erklärt er. Das passt auch zum Leben: „Manchmal muss man zuerst fallen, bevor man werfen kann.“
Was ist eine Eliteschule des Sports?
Eliteschulen des Sports sind staatlich anerkannte Schulen, die Nachwuchssportlerinnen und -sportler gezielt darin unterstützen, schulische Bildung und sportliche Spitzenleistungen erfolgreich zu vereinen – perfekt abgestimmt auf die Anforderungen des Leistungssports.
Sie arbeiten dazu eng mit wichtigen Partnern wie Sportverbänden, Leistungssportzentren und Olympiastützpunkten zusammen, um Nachwuchssportler optimal zu fördern.
Wie fördern Eliteschulen des Sports Talente?
Unterricht und Training werden in den Eliteschulen des Sports minutiös aufeinander abgestimmt. Durch flexible Unterrichtszeiten, individuelle Lernbetreuung und Nachholmöglichkeiten können junge Talente trainingsbedingte Fehlzeiten ausgleichen. Eliteschulen des Sports sind damit ein wesentlicher Bestandteil der Nachwuchsförderung.
Wie viele Eliteschulen des Sports gibt es?
Bundesweit gibt es 43 Eliteschulen des Sports, davon sieben in Baden-Württemberg: in Freiburg, Furtwangen, Heidelberg, Karlsruhe, Mannheim, Stuttgart und Tauberbischofsheim. Stuttgart spielt dabei eine Sonderrolle: Hier gibt es nicht nur eine Eliteschule des Sports, sondern einen Eliteschulverband, dem der Olympiastützpunkt sowie fünf allgemeinbildende Schulen angehören: Es sind die Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule (Stuttgart Ost), die Linden-Realschule (Stuttgart Untertürkheim), die Merz-Privatschule (Stuttgart Ost), das Schickhardt-Gymnasium (Stuttgart West) sowie das Wirtemberg-Gymnasium (Stuttgart-Untertürkheim).
Wer wird Eliteschüler des Sports?
Jede der 43 Eliteschulen des Sports in Deutschland wählt jährlich einen Eliteschüler bzw. eine Eliteschülerin. Die Wahl versteht sich als Auszeichnung für die jungen Sportprofis. Zugleich sind sie als Persönlichkeiten Vorbilder für alle Eliteschülerinnen und -schüler des Sports. In Stuttgart wurde 2024 der Judoka Pierre Ederer zum Eliteschüler des Sports gewählt. Ein gutes Omen: Viele ehemalige Eliteschüler des Sports haben bei Olympischen Spielen Medaillen gewonnen.
Warum sind Eliteschulen des Sports so wichtig?
Selbst erfolgreiche Sportkarrieren enden in der Regel zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr. Anders als z. B. in den USA können Profisportlerinnen und -sportler in Deutschland in der Regel nicht vom Sport leben. Bereits junge Athletinnen und Athleten benötigen deshalb ein zweites berufliches Standbein. Die Voraussetzung dafür ist ein anerkannter Bildungsabschluss. Die Eliteschulen des Sports unterstützen die jungen Talente dabei, ihre sportliche Karriere mit einer erfolgreichen schulischen Karriere zu verbinden.
Wie fördert die Sparkassen-Finanzgruppe die Eliteschulen des Sports?
Mit rund 109 Millionen Euro (2023) ist die Sparkassen-Finanzgruppe der größte nicht-staatliche Sportförderer in Deutschland. Sie fördert sowohl den Spitzen- wie den Breitensport. Das Engagement für den Sport – regional wie national – gehört seit jeher zum Selbstverständnis der Sparkassen-Finanzgruppe und bildet einen Schwerpunkt ihres gesellschaftlichen Einsatzes.
Besonderes Augenmerk richtet die Sparkassen-Finanzgruppe auf die Nachwuchsförderung, indem sie junge Sporttalente langfristig und systematisch in ihrer gesamten Entwicklung unterstützt und begleitet. Dazu zählt auch die finanzielle Förderung der bundesweit 43 Eliteschulen des Sports, die die Sparkassen-Finanzgruppe jährlich mit insgesamt 330.000 Euro unterstützt.
Was der Sparkassenverband Baden-Württemberg für die Eliteschulen des Sports tut
Der Sparkassenverband Baden-Württemberg erhöht diese Summe durch eine Zusatzförderung: Aufgrund seiner Größe erhält der Eliteschulverband Stuttgart vom Sparkassenverband Baden-Württemberg weitere 8.500 Euro. Die Eliteschulen des Sports nützen diese Spende für Anschaffungen und Investitionen.
Weitere Informationen
Fotos: Ines Rudel